Strict Standards: Non-static method OOArticle::getArticleById() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /var/www/web132/html/web2007/redaxo/include/classes/class.article.inc.php(455) : eval()'d code on line 44

Strict Standards: Non-static method OORedaxo::convertGeneratedArray() should not be called statically, assuming $this from incompatible context in /var/www/web132/html/web2007/redaxo/include/classes/class.ooarticle.inc.php on line 41
4

Social Networking in Online-Communities

studiVZ und MySpace im Vergleich

Die Studentenplattform studiVZ stellt sich in ihrer Presse-Mitteilung wie folgt dar:

„studiVZ bietet seinen Nutzern die Möglichkeit den real existierenden Freundeskreis online abzubilden und darüber hinaus auch heraus zu finden, wer die Freunde der eigenen Freunde sind und welche Interessen sie haben. Dies wird unterstützt durch Fotoprofile, Message-Funktionen, Fotoalben und über 300.000 Themengruppen. Darüber hinaus sind es gerade die Komponenten des Social Networking, wie z.B. das Gruscheln, die das Studentenprojekt so beliebtmachen. studiVZ dient somit auch als sich ständig selbständig aktualisierendes Kontaktbuch.73

Nutzerentwicklung nach den Angaben von studiVZ.
Zeitraum Dez. 2005-März 2007

title=

Ferner versteht sich studiVZ als eine Plattform, die es sich insbesondere zur Aufgabe gemacht hat die Anonymität an den Hochschulen zu senken.74

studiVZ konnte sich innerhalb weniger Monate zu einer der größten deutschen Online-Communities entwickeln. Angesichts der paritären Listung von studiVZ und MySpace ist davon auszugehen, dass sich die Nutzerzahlen nicht wesentlich unterscheiden. Während MySpace zirka 170 Millionen verzeichnet, verfügt StudiVZ aktuell über zwei Millionen Nutzer.75 Auffällig ist hierbei, dass offiziell lediglich die relativ unkonkrete Aussage von über einer Million aktiven Nutzern gemacht wird.

Betrachtet man den Kontext, in dem die beiden Seiten agieren, so unterscheidet sich dieser nicht unerheblich. Während MySpace am ehesten in einem popkulturellen Zusammenhang verortet ist, steht studiVZ in einem universitären Kontext. MySpace-Profile sind in der Regel frei zugänglich. Im Gegensatz dazu ist eine Einsicht der Profile der Studentenplattform nur möglich, wenn selbst ein studiVZ-Account besteht. Was die Identität der studiVZ-Nutzer betrifft, so sind laut Nutzungsbedingungen nur studentische Profile möglich, in denen die Nutzer ihre richtige Identität preisgeben. Bislang scheint dies allerdings lax gehandhabt zu werden, da offensichtlich Fake-Profile bestehen, in denen Nutzer ihre Angaben entweder falsch oder für Bekannte entschlüsselbar machen. So lässt sich bezüglich der Profile annehmen, dass zwar keineswegs alle Nutzer tatsächlich Studenten sind, die ihre genaue Identität preisgeben, jedoch kann für einen Großteil der Nutzer sicher davon ausgegangen werden, dass die Angaben richtig sind. Dies schließe ich insbesondere daraus, dass dieses Portal auf die Bedürfnisse von Studenten ausgerichtet sowie Profile mit richtigen Namen einfacher gefunden werden können. Es lassen sich sehr unterschiedliche Nutzertypen erkennen, die wie folgt kategorisiert werden könnten:

- aktive, freizügige Nutzer
- aktive, experimentierfreudige Nutzer
- passive, freizügige Nutzer
- passive, zurückhaltende Nutzer
- voyeuristische Nutzer

So sind einerseits die freizügigen Studenten zu nennen, die in ihrem frei zugänglichen Profil offen kommunizieren und auch sehr freigiebig mit privaten Informationen umgehen. Sie wahren aktiv alle Möglichkeiten des studiVZ. Diese stellen zu ihrem Profil viele private Photos ein, wobei sie auch häufig auf die Funktion der Markierung anderer studiVZ-Mitglieder zurückgreifen. Insbesondere die Pinnwandeinträge dienen gern und häufig der unmittelbaren Kommunikation.

Experimentierfreudige Nutzer codieren ihre Angaben. Sie zeichnen sich, wie der freizügige Nutzer auch, häufig durch eine hohe Aktivität aus. Während ihr Handeln von realen Bekannten partiell entschlüsselt werden kann, bleiben sie für andere Nutzer ein Buch mit sieben Siegeln.

Weiterhin gibt es auch Mitglieder des Studentenportals, die eher passiv agieren. Hierbei möchte ich zwischen zwei Nutzertypen unterscheiden. Zum einen gibt es Nutzer, die bei der Anmeldung fast alle möglichen Angaben machen, dann allerdings nicht besonders aktiv innerhalb des Verzeichnisses agieren. Diese bezeichne ich als passiv, freizügig. Im Unterschied dazu zeichnen sich die passiv, zurückhaltenden Nutzer dadurch aus, dass sie nur wenige Angaben zur eigenen Person machen. Hier kann in vieler Hinsicht davon ausgegangen werden, dass sie das Account nur eingerichtet haben, um an der Kommunikationssphäre des Portals mit einem Mindestmaß teilzuhaben und über dieses kontaktierbar zu sein.

Grundsätzlich sind alle Profile, bis auf die Kontaktdaten, uneingeschränkt einzusehen. Den Nutzern steht allerdings frei, die Einsehbarkeit der Profilseite zu beschränken. So sind Einstellungen möglich die nur Freunde oder Studenten der eigenen Hochschule zulassen. Dies ermöglicht die zuvor angeführten Nutzungstypologien innerhalb abgegrenzter Teilöffentlichkeiten der Community. Sehr fraglich ist zudem die studiVZ-Einstellung, die es Nutzern erlaubt andere Seiten inkognito zu besuchen. Hier ist insbesondere der Typ des voyeuristischen Nutzers zu vermuten. Diese haben lediglich ein eigenes Profil angemeldet, um andere Profile einzusehen, ohne dabei für die anderen Nutzer sichtbare Spuren zu hinterlassen oder zu interagieren. Es wäre zudem zu vermuten, dass eine vergleichbare Nutzertypologisierung bei MySpace möglich erscheint.

Eine weitere studiVZ-spezifische Funktionalität ist das gegenseitige „Gruscheln“ der Mitglieder. Diese Meldung könnte als eine „Ich hab an Dich gedacht.“-Nachricht übersetzt werden, soweit es das Gruscheln von Freunden oder Bekannten betrifft. Das „Gruscheln“ unbekannter Mitglieder könnte dabei als ein Versuch der Kontaktaufnahme verstanden werden.

Betrachtet man die auffälligen Analogien zum amerikanischen Studentenverzeichnis facebook76 , so fällt auf, dass die deutsche Variante die amerikanische Vorlage geschickt kopiert. Inwieweit diese offensichtliche Übernahme der Idee und Geschäftsidee nun ethisch verwerflich ist, möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen. Interessant ist allerdings, dass sowohl deutsche als auch amerikanische Studenten positiv auf ein vergleichbares Social–Networking-Angebot reagieren. Anders als bei MySpace, das global viele Nutzer generieren konnte, scheint die Struktur der studentischen Öffentlichkeit eher eine Lösung für den nationalen Rahmen zu begünstigen.

Was die Interaktionsmöglichkeiten von studiVZ und MySpace betrifft, ist anzumerken, dass sich diese in vieler Hinsicht ähneln. Ich verweise an dieser Stelle auf die Grafiken sowie den tabellarischen Vergleich auf den nächsten Seiten. Wesentliche Unterschiede bestehen insbesondere in der allgemeinen Sichtbarkeit der Profile. MySpace-Profile können in der Regel von allen Internetnutzern betrachtet werden, wobei Fotos und Videos nur für angemeldete Nutzer eingesehen werden können. Um den Nutzer zu kontaktieren oder mit ihm interagieren, muss eine Mitgliedschaft vorliegen. MySpace ermöglicht ferner die Profile vielseitig grafisch zu bearbeiten, was insbesondere eine experimentierfreudige Nutzung begünstigt. Weiterhin lässt MySpace, im Gegensatz zu studiVZ, auch externe Links zu, was einen direkten Verweis auf andere Seiten erlaubt.

Die Geschäftsmodelle beider Betreiber optieren offensichtlich darauf, möglichst viele Nutzer zu akkumulieren und sich dann über Werbung zu finanzieren. Während der MySpace-User seit geraumer Zeit viel Werbung zu ertragen hat, war dies bei studiVZ bis März 2007 sehr eingeschränkt der Fall. Seit April 2007 unterscheidet sich die Werbedichte kaum mehr. Wie mit dem nicht unerheblichen potentiellen humanbezogenen Kapital, das in detaillierten Nutzerdaten besteht, umgegangen wird, ist schwer zu sagen. Für Werbekunden ist es interessant, die Werbung anhand der vorliegenden Informationen zu modifizieren. Während klassische Massenmedien ihre Rezipienten nicht wirklich kennen und dies durch Marktforschungsinstitute zu erfahren versuchen, kann hier vom Gegenteil ausgegangen werden. Sowohl MySpace als auch studiVZ kennen ihre Nutzer sehr gut. Nicht zuletzt waren diese Daten ein wesentlicher Grund dafür, dass beide Unternehmen jeweils für eine nicht unerhebliche Summe an Medienunternehmen verkauft wurden. MySpace ist seit Juli 2005 im Besitz des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch.77 studiVZ gehört seit Januar 2007 zur Holtzbrinck-Gruppe.78

Kritisch anzumerken ist, dass beide Plattformen bezüglich vorherrschender Sicherheitslücken Monat für Monat immer wieder negative Schlagzeilen machen. Als beliebte Webseiten sind sie dabei Angriffsflächen für Hacker. Dennoch sei angemerkt, dass studiVZ hierbei aus meiner Sicht relativ unprofessionell agiert und hierbei offensichtlich versucht Sicherheitsprobleme in der Öffentlichkeit zu verharmlosen. Der Aspekt, dass gerade Ende Februar alle Nutzer ihre Passwörter erneuern mussten, verstärkt den Verdacht, dass die Daten bei studiVZ als andere als sicher gespeichert sind. Überraschenderweise haben diese Probleme kaum zur Abkehr von der Community geführt. In diesem Zusammenhang soll nicht unerwähnt bleiben, dass vor allem studiVZ vielfach öffentlicher Kritik ausgesetzt war. Eine transparente Aufarbeitung der Kritik hätte hierbei wertvolle Impulse für die Community geben können. Hierbei entsteht allerdings der Eindruck, dass bislang lediglich Alibi-Diskussionen geführt wurden.79 Der Nutzer hat hierbei die Wahl das Netzwerk mit seinen Vor- und auch Nachteilen zu nutzen oder gegebenenfalls das Account zu löschen und die Community zu verlassen. Angesichts der Zahl der Nutzer von studiVZ und MySpace ist zu erwarten, dass hier kaum eine richtige basisdemokratische Diskussion geführt werden kann. Zudem werden diese sozialen Netzwerke nicht zum Selbstzweck, sondern zur mittelfristigen Gewinnerzielung geführt, auch wenn der Öffentlichkeit diesbezüglich gern das Gegenteil suggeriert wird. Je mehr Studenten das Portal zur Online-Kommunikation verwenden, umso mehr entsteht für andere Studenten ein gewisser Zwang, die gleiche Kontakt- und Kommunikationsplattform zu nutzen, um nicht ausgeschlossen zu sein. Hierbei stellt sich die Frage, inwieweit auch Universitäten sich des Providers bedienen, da hinter studiVZ gerade auch die Idee steht, eine Plattform für die Organisation von Lehrveranstaltungen zu bieten. Da davon auszugehen ist, dass ein Großteil der Studenten ein Profil besitzt, erscheint dies auf den ersten Blick praktikabel, da die Einrichtung einer spezifischen Gruppe für die Lehrveranstaltung ohne großen Aufwand möglich wäre. Dennoch wäre es nicht nur aus Datenschutzgründen sehr bedenklich ein solches kommerzielles Angebot im Rahmen der hoheitlichen Aufgabe der Bildung zu nutzen.

Tabellarischer Vergleich von MySpace und studiVZ

title=

Vereinfachter Nachbau einer MySpace-Profilseite (Stand: März 2007)

title=

Vereinfachter Nachbau einer studiVZ-Profilseite (Stand: März 2007)

title=

73 Faktenblatt studiVZ, pdf-Download via http://www.studivz.net/presse/news/studiVZ-Faktenblatt.pdf am 15.03.2007.
74 Ebenda.
75 Nach Angabe auf Startseite: http://www.studivz.net, 14.04.2007.
76 http://www.facebook.com/, letzter Zugriff 30.03.2007.
77 Als Verkaufsumme wird hierbei stets die Summe von 580 Millionen Dollar genannt.
78 Vgl. u.a. ZEIT Campus online, dpa, 3.1.2007- Holtzbrinck kauft studiVZ, http://www.zeit.de/online/2007/01/studiVZ, letzter Zugriff 20.04.2007.
79 Vgl. hierzu http://www.studivz.net/rules.php, letzter Zugriff 20.04.2007.