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Social Networking in Online-Communities

Online-Communities – Ein Überblick

"Eine Online-Community ist eine Gemeinschaft von Menschen, die online (über ein entsprechendes Internetkommunikationssystem) in Kontakt kommen und zur Erreichung bestimmter Ziele kooperieren.64

Mit über 170 Millionen Nutzern ist MySpace65 das führende Community-Portal im Internet. Während vor einigen Jahren noch die Frage diskutiert wurde, inwieweit Nutzer Spuren im Netz hinterlassen, sind spätestens Anfang 2007 in Netzwerken wie MySpace, Xing, Last.fm oder studiVZ die Identitäten vieler Nutzer direkt im Netz angekommen.66 Einstige Horrorszenarien des transparenten oder gläsernen Users werden nunmehr Realität. So hinterlassen die Nutzer weiterhin nicht nur Spuren auf jeder Seite, die sie besuchen. Viel offensichtlicher sind, neben solch indirekten Nutzerspuren, vielmehr die Profil-Identitäten, die in öffentlichen und semi-öffentlichen Online-Portalen entstehen. Das Internet wird hier zum Raum der Kommunikation und Selbstdarstellung.

Bislang mag vielen Nutzern diese Transparenz nicht bewusst sein. Die Preisgabe privater Daten vollzieht sich insbesondere innerhalb relativ junger Online-Gemeinschaften. Es ist daher anzunehmen, dass sich der Umgang mit sensiblen Daten in den nächsten Jahren verändern wird. Im Moment scheint es jedoch in vieler Hinsicht so, dass gerade innerhalb der Wachstums- und Entdeckungsphase relativ unbefangen die Möglichkeiten der Vernetzung ausprobiert werden. Hierbei lässt sich ein Wechselverhältnis vermuten, dass User die viel von der realen Identität preisgeben, auch viele Anknüpfungspunkte für eine mögliche Kontaktaufnahme innerhalb der Community bieten. Die Preisgabe privater Daten könnte, positiv ausgedrückt, den Nutzungskomfort erweitern.

So wissen Menschen, die über derartige Portale in Kontakt kommen, bei einem ersten Treffen in der realen Welt, soweit es dazu kommt, vermeintlich viel über die andere Person. Gerade die Fülle an Daten, die Nutzer im Internet vielfach unbewusst sowie freiwillig hinterlassen, ist bemerkenswert. Eine Zusammenführung unterschiedlicher, meist frei zugänglicher personenbezogener Daten, ist selbst ohne großes detektivisches Gespür möglich.

Für so genannte investigative Multiplikatoren67 mag es daher heutzutage in vieler Hinsicht sinnvoll und selbstverständlich erscheinen in unterschiedlichen Online-Portalen aktiv zu sein. Um aufzuzeigen, wie viel dieser vermeintlich internetkompetenteste Nutzer zum Aufbau und zur Pflege sozialer Netzwerke preisgibt, habe ich mich entschieden ein mögliches Szenarium zu beschreiben.

Die fiktive Person X hat einen Blog, indem sie Tag für Tag ihre Ader als junge Autorin auslebt. Offenherzig veröffentlicht sie auch private Fotos auf ihrem FlickR-Account sowie kurze Videos auf Youtube.68 Weiterhin findet man X auch bei Myspace, StudiVZ, Last.Fm, Ebay sowie ferner bei Xing. Ganz im Sinne des sozialen Networkings sind die Seiten soweit möglich miteinander verlinkt oder sogar integriert.69 Alle Mediendateien sind mit Tags versehen, die oft auch den Ort bestimmen. Hierbei gewährt X vielseitige Einblicke in ihre Privatsphäre. Bei MySpace hat X ein öffentliches Profil, welches ihre Interessen, die Lieblingsbands und ihre Lieblingsfreunde zeigt. Weiterhin sieht man auch den Beziehungsstatus, Schulabschluss, sowie dass X Raucherin ist. Natürlich sind von MySpace aus auch der eigene Blog, FlickR, YouTube und auch das Last.fm-Account verlinkt. Auch hier kann X Freunde haben und in der Shoutbox tauscht sie sich genauso rege mit ihren Community-Freunden über dies und jenes, was gerade ansteht aus. Gleiches gilt für MySpace und studiVZ.70

Vor allem Last.fm ist besonders nah am Tageslauf von X, denn die Community-Software bietet vielseitige Möglichkeiten für X zu zeigen, welche Rolle die Musik in ihrem Alltag spielt. Neben ihren musikalischen Vorlieben – die Seite zeigt hier ein ständig aktualisiertes Ranking der gehörten Titel - sind ferner die Konzerte aufgelistet, die X besucht hat oder künftig besuchen will. Zudem kann der Internetsurfer auch sehen, ob X gerade am Computer hört. Mit etwas Geschick könnte man nun X auch im studiVZ finden, denn aus den öffentlichen Accounts lassen sich die hierfür notwendigen Informationen sicher zusammenführen. Im Studentenportal gewährt X nun weitere Einblicke, die sich nicht nur auf ihr studentisches Leben beziehen. Ebenso wird auch gezeigt, ob indirekte Verbindungen über Freunde des Nutzers zu X bestehen. Bei Ebay ließe sich zudem erkennen, was X kauft und verkauft und wie sie dafür bewertet wird.

Ein derartig umfassendes Bild von einzelnen Personen war vor einigen Jahren nur im engen Freundeskreis oder, etwas zugespitzt ausgedrückt, nur für Geheimdienste möglich. Das Verhältnis von Privatsphäre und Öffentlichkeit verschiebt sich hierbei sukzessiv. Es ist anzunehmen, dass einige Nutzer künftig bewusster und vermutlich zurückhaltender mit ihren Daten umgehen werden, sobald sich negative Erfahrungen bemerkbar machen. So sind viele Nutzer nicht zwingend in allen Portalen so aktiv, wie die bewusst überzeichnet dargestellte Person X. Daher sollte nicht pauschalisiert werden, dass alle User Sozialer Netzwerkportale alle intimen Aspekte preisgeben. Ferner ist anzunehmen, dass in Online-Portalen, die nicht direkt mit der unmittelbaren Lebenswirklichkeit verbunden sind, mit Identitäten gespielt wird. Trotzdem scheint es heute selbstverständlich, dass sich Identitäten im Netz wieder finden und dass dabei vergleichsweise offen mit der Privatsphäre umgegangen wird. Von einer gewissen Rückwirkung auf das reale Leben kann von daher sicher ausgegangen werden, da das Internet selbstverständlich als Kommunikations- und Selbstdarstellungskanal genutzt wird. Signifikant sind die zuvor angeführten Shoutboxen, Kommentarbereiche oder Pinnwände. Hierbei interagieren untereinander bekannte Menschen aktiv in quasi öffentlichen Räumen miteinander. Die Kommentare werden in der Regel gespeichert und so ermöglichen sie viele Rückschlüsse auf das interpersonelle Verhältnis der jeweiligen Personen. Es lässt sich konstatieren, dass das Online-Verhalten sowohl mittelfristig als auch direkt auf den Alltag zurückwirkt.

Interessant wäre zudem auch eine soziologische Betrachtung der Offenlegung privater Netzwerke, die innerhalb der Online-Communities erfolgt. Möglichst viele Kontakte werden hierbei regelmäßig unter dem Blickwinkel hoher Social-Networking-Kompetenz und Online-Reputation positiv bewertet. Weiterhin lässt sich feststellen, dass in den Online-Portalen zumeist positive soziale Zusammenhänge abgebildet werden. Negative unerwünschte Aspekte werden in vieler Hinsicht einfach ausgeblendet - oder um es mit den Worten von MySpace zu sagen: Sie sind „A Place for Friends.“

Die Aufklärung über Gefahren, die durch den Verlust an Privatsphäre entsteht, sollte hierbei als eine medienpädagogische Kernaufgabe im Bezug auf den Umgang mit neuen Medien gesehen werden. Dies könnte gerade Jugendlichen zugleich einen selbst bestimmten sowie verantwortungsvollen Umgang mit privaten Daten ermöglichen. Die rasante Verbreitung der Netzwerke, die zugleich zweifelsfrei die Möglichkeiten der interpersonellen Kommunikation und Kontaktaufnahme revolutionieren, ist dabei als Faktum anzusehen, das nicht verboten oder verschwiegen werden sollte.71

Aus diesem Grund soll anschließend ausführlicher auf MySpace und studiVZ eingegangen werden. Im aktuellen Traffic-Ranking von Alexa.com liegen beide Seiten in Deutschland auf den Plätzen 12 und 13 dicht beieinander, wobei sie hier auch regelmäßig die Plätze tauschen.72 Diese Portale beziehen sich dabei auf eine relativ kleine, insbesondere aus werbestrategischer Sicht allerdings sehr interessante Kernzielgruppe. Hierbei kann sicher davon ausgegangen werden, dass ein Großteil der Nutzer sich in einem Altersbereich zwischen 14 und 30 Jahren bewegt.

64 Helmut Leitner, Online-Community- Hands On, In: Eigner/Leitner/Nausner/Schneider, Online Communities, Weblogs und die soziale Rückeroberung des Netzes, Nausner&Nausner, Graz, 2003, S.17.
65 http://www.myspace.com, letzter Zugriff 20.04.2007.
66 Vgl. hierzu Mercedes Bunz-Das Subjekt und das Netz. Zu einer Politik der Sichtbarkeit, Vortrag auf der Tagung - Das Unsichtbare. Medien, Spuren, Verluste? - Hyperkult, Universität Lüneburg, Juli 2001, pdf-Download unter http://www.mercedes-bunz.de/index.php/theorie/, Zugriff 04.03.2007.
67 Hierbei beziehe ich mich auf die Blogstudie 2007. Ansgar Zerfaß / Janine Bogosyan, Blogstudie 2007 -Informationssuche im Internet – Blogs als neues Recherchetool (Ergebnisbericht), Download als pdf via: http://www.blogstudie2007.de, Zugriff 27.03.2007, S.2.
68 http://www.flickr.com/, letzter Zugriff 20.04.2007.
69 Es ist zum Beispiel möglich Fotos, die auf der Plattform FlickR gespeichert sind in einem Weblog zu integrieren. Die Bilder können sowohl bei FlickR, als auch im Weblog betrachtet werden. Hierfür müssen diese nicht doppelt gespeichert werden. Vielmehr genügt es das Bild auf der Foto-Plattform FlickR einzustellen. Dieses erscheint postwendend im Weblog.
70 Bei Myspace wird die gleiche Funktion als Comment genannt, die allerdings nur „Freunden“ möglich ist. Bei StudiVZ kann in der Regel jeder Nutzer Nachrichten auf der Pinnwand eines Profils hinterlassen, soweit dies nicht eingeschränkt nutzbar ist.
71 Vgl. hierzu: Stefanie Olsen, Students offer Net advice to colleges, 07.02.2007, http://news.zdnet.com/2100-9588_22-6157405.html, Zugriff 10.02.2007.
72 http://www.alexa.com/site/ds/top_sites?cc=DE&ts_mode=country&lang=none, Letzter Zugriff 30.03.2007.