05. Mai 2009

siehe auch: http://www.radioblau.de/index.php?z=so11&r=m1

höre auch: http://www.radioblau.de/index.php?z=ar14&r=m1

Als ich »Thrown Out Of Drama School« das erste Mal hörte, dachte ich spontan drei Dinge: Das ist großartig, das können die nicht ernst meinen und, wenn L’age D’or nicht sowieso 2007 kurz nach der Veröffentlichung des dritten Phantom/Ghost Album Pleite gegangen wäre, dann dürfte das der metaphorische Todesstoss sein. Andererseits, wenn man bedenkt, das Projekte wie Coco Rosie in Leipzig mittlere Panikattacken, auf der “Suche Tickets” -Seite auslösen mach ich mir um diese Platten dann doch keine Sorgen.
Dial Records aus Hamburch haben wir dieses exaltierte, überdrehte, durchgeknallte, minimalistische, pathetische Kleinod zu verdanken. Passt vielleicht nicht auf den ersten Blick zum Label, aber genau deshalb hat das meine Anerkennung. So sieht das auch unsere knallharte, konsenssüchtige Aktuell- Redaktion. Deshalb Kammeraden und –dinnen, schließen Sie sich an!
Ihr hört zwar sicher sowie heimlich nebenbei im Netz wie das ganze tönt, doch ich versuch mal so als hätten wir 1999 oder 1989 und ihr Schnösel wärd auf die folgenden Worte angewiesen. Wie schon gesagt, das ganze ist sehr minimalistisch ausgefallen und das tut gut. Das P/G mal mit so Called Dance Music angefangen haben, ist zum Glück nicht mehr hörbar.
Kleine Songs, kaum Instrumente, 35 min. Gesamtspielzeit. Dominantes und über weite Strecken das einzige Instrument ist das Klavier, gespielt von Thies Mynther. Das klingt schön, romantische Minimal Music aus Deutschland oder was? Na vielleicht! Allerorten wird betont, dass das Klavier »präpariert« sei, na geschenkt, Alter! Wir sollten Verständnis haben, dass die Betonung dieses altbackenen Kunstgriffs, durchaus hilfreich sein kann, wirklich nochmal zu betonen, das Mynther völlig überbegabt, sein Talent an allerlei Indiekram verschwendet hat. Das tat gut in den 90ern, denn ohne Mynther hätte man Hamburch musikalisch in den 90ern abschrieben können, jetzt hat er sein eigenes Level. Jedenfalls, was soll ich sagen, »präpariertes« Klavier bei John Cages vor 40 Jahres ganz lustig, bei Aphex Twin schon eher ironisch, bei Phantom Ghost kaum zu hören und macht die Musik weder besser noch schlechter, lasst Euch nicht abschrecken.
Also klimpert Thies sehr engagiert und aufrichtig durch die Platte, der Schalk sitzt dabei immer auf der Schulter und die Kippe im Mundwinkel – dann kommt der mittlerweile deutlich ergraute Dirk von und zu Lowtzow und trällert dazu wie wir es seit Ougenweide (die Jüngeren ersparen mir die Erklärung und gucken mal im Netz danach) nicht mehr gehört haben. Sehr mutig, sehr kitschig und sehr schön. Noch dazu haben offensichtlich Stimmtraining und 20 Jahre Rauchen die Stimme in tiefe Regionen wandern lassen, dass selbst hart gesottene Hetero Männer ihre ersten schwulen Fantasien entwickeln dürften. Die Texte handeln wie oft von ausgelebter, schwelgerischer Verweigerung und sind durch und durch eine Absage an jede Art von Authentizität. Das ist interessant, da Lowtzow mit seinen vielen Verpflichtungen im richtigen Leben eben doch sehr fleißig sein düfte und wir erinnern uns, Jura hat er auch studiert – Streber??? Das ist egal, das geht keinen was an. Diese Platte ist großer Sport und kleine Kunst, schrammt an der verhassten Kleinkunst vorbei und macht Freude beim hören, das allein sollte schon reichen. So ab in den Laden, am 08.Mai kommt’s raus, als legaler Download und CD, auf allen anderen Vertriebswegen hackt Euch jemand die Finger ab, hau!

Alexander Dreyhaupt 03.05.09, tief im deutschen Wald!

http://www.youtube.com/watch?v=8F4S1wNfDZw



KOMMENTAR SCHREIBEN